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Dem Igel im Thurgau
auf der Spur
Igel scheinen seltener zu werden. Um herauszufinden, wie es um die Igelpopulation im Thurgau steht, führte das Projekt «Wilde Nachbarn Thurgau», in dem auch die TNG engagiert ist, ein Citizen-Science-Igel-Monitoring durch.

Katja Rauchenstein
Wildtierbiologin, Verein StadtNatur und Wilde Nachbarn Thurgau
Vom Land in die Stadt
In den letzten 50 Jahren hat sich der Lebensraum des Igels stark verändert. Ursprünglich lebte die Art in einer vielfältigen Kulturlandschaft mit Wiesen, Hecken und bewachsenen Böschungen. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft wurden ländliche Gebiete jedoch strukturärmer, und Igel fanden dort immer seltener geeignete Lebensräume. Als Folge wanderten Igel verstärkt in städtische Siedlungsräume, wo sie in durchgrünten Wohnquartieren neue Rückzugsorte fanden.

Ein Citizen-Science-Projekt untersuchte 2024 das Vorkommen des Igels im Kanton Thurgau. Bild: Bernadette Schoeffel, wildenachbarn.ch
Heute sind die Lebensbedingungen für den Igel auch hier erschwert. Bauliche Verdichtung, der Verlust an Grünflächen und der zunehmende Verkehr scheinen ihm zu schaden. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass heute weit weniger Igel unterwegs sind als vor 20 Jahren. In Zürich beispielsweise wurde über die letzten 25 Jahre eine Abnahme der Population von 40 % dokumentiert.
«Igel sind auf Thurgauer Boden im Siedlungsraum nach wie vor weit verbreitet.»
Tatkräftige Mithilfe der Bevölkerung
Um den Zustand der Igelpopulation im Kanton Thurgau zu erfassen, führte das Projekt «Wilde Nachbarn Thurgau» in Zusammenarbeit mit Freiwilligen eine Erhebung mittels Spurentunnel und Beobachtungsmeldungen durch. In 36 Quadraten, je 500 × 500 m gross, wurde das Igelvorkommen untersucht. Pro Fläche wurden 10 Spurentunnel in Gärten und Grünflächen platziert und über fünf Tage hinweg auf Spuren hin beobachtet. Erfreulicherweise liessen sich in 34 Flächen mit den Spurentunnel Igel nachweisen. Hinzu kamen als «Beifang» Spuren von Mäusen, Spitzmäusen, Vögeln, Kröten, Siebenschläfern und Salamandern.

Igel in einem Spurentunnel. Bild: Paul-Etienne Montandon, nos voisins sauvages
Die Ergebnisse zeigen, dass Igel im Thurgauer Siedlungsraum nach wie vor weit verbreitet sind. In weiterführenden Auswertungen werden nun mit den Daten auch Häufigkeiten berechnet. Das Monitoring soll zudem in einigen Jahren wiederholt werden, um Veränderungen in der Häufigkeit und Verbreitung zu erkennen.
Förderprojekt im 2025
Der Siedlungsraum ist für Igel durch Mauern, Zäune und Absätze oft unzugänglich. Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Erhebung werden darum 2025 Lebensräume für Igel im Thurgau besser miteinander verknüpft. Im Projekt «Freie Bahn für Igel» wird dieses Jahr – wiederum mit Freiwilligen – versucht, an geeigneten Orten Durchgänge zu schaffen, um den Igeln die Zugänge zu passenden Lebensräumen zu erleichtern.