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Einige hängige erd- und klimageschichtliche Probleme

Im Juni 2024 ver­starb der bekann­te Geo­lo­ge Prof. Dr. René Hant­ke mit­ten in den Arbei­ten an zwei Manu­skrip­ten für die TNG-Mit­­tei­­lun­­gen. Über­ar­bei­tet durch die Autoren erschei­nen sie in die­ser und der nächs­ten Aus­ga­be des «mag» als sei­ne letz­ten Dis­kus­si­ons­bei­trä­ge für sein Fach­ge­biet.

René Hantke

(1925–2024), Titu­lar­pro­fes­sor Erd­wis­sen­schaf­ten, ETH Zürich

überarbeitet von

Andy Müller

Fach­re­fe­rent Erd­wis­sen­schaf­ten, ETH-Biblio­­thek

Wid­mung 
Mei­ner lie­ben Frau Ber­ta Han­t­ke-Wipf für ihre Güte und Nach­sicht wäh­rend über 60 Jah­ren für mei­ne nie enden wol­len­de For­scher­tä­tig­keit

Anmer­kung der Redak­ti­on
Im Juni 2024 ver­starb der bekann­te Geo­lo­ge Prof. Dr. René Hant­ke mit­ten in den Arbei­ten an zwei Manu­skrip­ten für die TNG-Mit­­tei­­lun­­gen. Als Her­aus­ge­ber die­ser Publi­ka­ti­on ist es uns ein Anlie­gen, den ers­ten Arti­kel im Sin­ne des Ver­fas­sers nun zu ver­öf­fent­li­chen. Dr. Andre­as Mül­ler, Geo­lo­ge und Fach­re­fe­rent für Erd­wis­sen­schaf­ten an der ETH-Biblio­­thek hat sich bereit erklärt, den Text zu über­ar­bei­ten. Für die­se anspruchs­vol­le und auf­wän­di­ge Arbeit gebührt ihm gros­ser Dank. Er liess Aus­sa­gen, Schluss­fol­ge­run­gen und Hypo­the­sen René Hant­kes im Kern unver­än­dert, hat den Text aber wo nötig sprach­lich und an heu­ti­ge Lese­ge­wohn­hei­ten ange­passt sowie Rück­mel­dun­gen eines Review­ers ein­flies­sen las­sen. Eine Kurz­fas­sung des Bei­tra­ges erschien in der Druck­aus­ga­be 2025 des «mag». Den voll­stän­di­gen Arti­kel ver­öf­fent­li­chen wir an die­ser Stel­le.

Das Feu­er für sein Fach­ge­biet hat sich René Hant­ke bis zuletzt bewahrt und sei­ne Gedan­ken und Auf­fas­sun­gen zu The­men, die ihm ein Anlie­gen waren, nie­der­ge­schrie­ben. Dabei konn­te er stets aus sei­nem jahr­zehn­te­lan­gen Erfah­rungs­schatz schöp­fen. Dass ein­zel­ne sei­ner Aus­sa­gen Fra­gen auf­wer­fen und dis­ku­tiert wer­den kön­nen, ist uns bewusst – doch genau das wäre wohl auch im Sin­ne von René Hant­ke gewe­sen. Er sel­ber wird sich in die­se Dis­kus­si­on nicht mehr ein­brin­gen kön­nen. Aber viel­leicht sind sei­ne Über­le­gun­gen in die­ser Publi­ka­ti­on nach­fol­gen­den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen Ansporn und Inspi­ra­ti­on für ihre eige­ne For­schung.

Zusam­men­fas­sung
In die­ser Stu­die wer­den geo­lo­gi­sche und paläo­kli­ma­to­lo­gi­sche Pro­zes­se beleuch­tet und ihre Rol­le in der Erd­ge­schich­te mit einem Fokus auf die Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Sedi­men­ta­ti­on, Tek­to­nik und Kli­ma­wan­del unter­sucht.

Ein beson­de­rer Schwer­punkt liegt auf der Ent­ste­hung und Bedeu­tung der Nagel­fl­uh­bän­ke in der Obe­ren Süss­was­ser­mo­las­se des Mitt­le­ren Mio­zäns (OSM), die durch wir­re und chao­ti­sche Geröll­ab­la­ge­run­gen cha­rak­te­ri­siert sind. Wäh­rend tra­di­tio­nell von warm­zeit­li­chen Fluss­ab­la­ge­run­gen aus­ge­gan­gen wird, wird hier vor­ge­schla­gen, dass die Nagel­flu­hen aus Mur­g­ang­ab­la­ge­run­gen ent­stan­den sind, die durch den Aus­bruch gle­t­­scher- oder berg­sturz­ge­stau­ter Seen wäh­rend Kühl­zei­ten abge­la­gert wur­den. Die Beob­ach­tung von rund 25 Nagel­fl­uh­bän­ken in der obe­ren Süss­was­ser­mo­las­se, die sich über etwa 2.5 Mil­lio­nen Jah­re im Mit­tel­mio­zän im Hörn­­li-Fächer erstreck­te, unter­stützt die Milan­­ko­­vitch-Theo­rie, wel­che regel­mäs­si­ge Kli­ma­schwan­kun­gen zwi­schen Warm- und Kalt­zei­ten alle 100.000 Jah­re auf­grund von Ver­än­de­run­gen der Erd­um­lauf­bahn pos­tu­liert. Die­se Beob­ach­tung legt nahe, dass sol­che Zyklen nicht erst im Eis­zeit­al­ter, son­dern bereits wäh­rend der Molas­se­zeit regel­mäs­sig auf­tra­ten.

Ein wei­te­rer Fokus die­ser Arbeit liegt auf der Ent­ste­hung der heu­ti­gen Land­schafts­for­men. Es wird vor­ge­schla­gen, dass die heu­ti­ge Geo­mor­pho­lo­gie mass­geb­lich durch tek­to­ni­sche Stö­rungs­zo­nen und Schwach­stel­len, die wäh­rend der alpi­nen Gebirgs­bil­dung im Ter­ti­är ent­stan­den, vor­ge­prägt ist. Dem­nach wur­den tek­to­nisch vor­ge­ge­be­ne Schwä­che­zo­nen wäh­rend nach­fol­gen­den Eis­zei­ten im Quar­tär durch Glet­scher­pro­zes­se wei­ter aus­ge­dehnt. Die­se auf­ein­an­der­fol­gen­de Kom­bi­na­ti­on führ­te letzt­lich zur heu­ti­gen Ent­ste­hung mar­kan­ter Täler und Seen wie zum Bei­spiel des Walen­sees und der Bri­en­z­er­­see-Talung. Dass die Geo­mor­pho­lo­gie vor allem durch tek­to­ni­sche Pro­zes­se und weni­ger durch Ero­si­on geprägt ist, ist auch kon­sis­tent mit Gelän­de­be­ob­ach­tun­gen von gerin­gen Abtra­­gungs- und Ero­si­ons­ra­ten in den Schwy­zer Alpen.

Auf einer gross­räu­mi­ge­ren Ska­la wird wei­ter the­ma­ti­siert, dass tief­grei­fen­de kli­ma­ti­sche und geo­lo­gi­sche Ver­än­de­run­gen im spä­ten Mio­zän eine Pha­se bedeu­ten­der Umwelt­ver­än­de­run­gen in ganz Euro­pa mar­kier­ten. So trock­ne­te zum Bei­spiel das Mit­tel­meer wahr­schein­lich weit­ge­hend aus und gleich­zei­tig kam es zu einer star­ken Ver­glet­scherung bei tief­lie­gen­der kli­ma­ti­scher Schnee­gren­ze in Euro­pa. Die­se Ereig­nis­se führ­ten gross­räu­mig zu erheb­li­chen Ver­än­de­run­gen in den Was­ser­ver­hält­nis­sen, wobei gros­se Flüs­se wie der Ur-Ebro und die Ur-Rho­­ne im Som­mer nur noch wenig Schmelz­was­ser führ­ten.

Ver­glei­che der Ent­ste­hungs­pro­zes­se von Land­schafts­for­men in den Schwei­zer Alpen und in den Skan­di­na­vi­schen Kale­do­ni­den wei­sen Par­al­le­len auf. Sowohl die alpi­nen Täler der Schweiz als auch die skan­di­na­vi­schen Fjor­de wur­den ursprüng­lich durch tek­to­ni­sche Gra­ben­struk­tu­ren geprägt. Die­se Struk­tu­ren wur­den spä­ter durch gle­t­­scher- und was­ser­be­ding­te Ero­si­ons­pro­zes­se wei­ter aus­ge­formt und aus­ge­räumt.

Abs­tract
This stu­dy exami­nes geo­lo­gi­cal and paleo­cli­ma­tic pro­ces­ses, explo­ring their roles in Earth’s histo­ry with a focus on the inter­ac­tions bet­ween sedi­men­ta­ti­on, tec­to­nics, and cli­ma­te chan­ge.

A cen­tral aspect of this rese­arch is the gene­sis and signi­fi­can­ce of Nagel­fl­uh con­glo­me­ra­tes in the Upper Freshwa­ter Molas­se (OSM) during the Midd­le Mio­ce­ne, cha­rac­te­ri­zed by irre­gu­la­ry ori­en­ted and chao­tic peb­b­le depo­sits. While tra­di­tio­nal­ly inter­pre­ted as flu­vi­al depo­sits from warm peri­ods, this stu­dy pro­po­ses that the Nagel­fl­uh con­glo­me­ra­tes ori­gi­na­ted from debris flow (mures) depo­sits cau­sed by the out­burst of gla­cier- or land­s­­li­­de-dam­­med lakes during coo­ler peri­ods. Obser­va­tions of appro­xi­m­ate­ly 25 Nagel­fl­uh beds in the OSM, span­ning about 2.5 mil­li­on years in the Hörn­li fan during the Midd­le Mio­ce­ne, sup­port the Milan­ko­vitch theo­ry, which pos­tu­la­tes regu­lar cli­ma­tic oscil­la­ti­ons bet­ween warm and cold peri­ods every 100,000 years due to varia­ti­ons in Earth’s orbi­tal para­me­ters. The­se fin­dings sug­gest that such cycles occur­red not only during the Ice Age but alre­a­dy during the Molas­se peri­od.

Ano­ther focus of this work is on the evo­lu­ti­on of pre­­sent-day land­scape forms. It is pro­po­sed that modern geo­mor­pho­lo­gy is signi­fi­cant­ly pre­con­di­tio­ned by tec­to­nic fault zones and weak­ne­s­ses for­med during the Alpi­ne oro­ge­ny in the Ter­tia­ry. The­se tec­to­nic zones were later widen­ed during sub­se­quent Qua­ter­nary gla­cia­ti­ons through gla­cial pro­ces­ses. This suc­ces­si­ve com­bi­na­ti­on ulti­m­ate­ly led to the for­ma­ti­on of pro­mi­nent val­leys and lakes, such as Lake Walen and the Bri­enz Val­ley. The idea that geo­mor­pho­lo­gy is pre­do­mi­nant­ly shaped by tec­to­nics rather than ero­si­on ali­gns with field obser­va­tions of low denu­da­ti­on and ero­si­on rates in the Schwyz Alps.

On a broa­der sca­le, the stu­dy addres­ses pro­found cli­ma­tic and geo­lo­gi­cal chan­ges in the late Mio­ce­ne, which mark­ed a pha­se of signi­fi­cant envi­ron­men­tal trans­for­ma­ti­on across Euro­pe. For ins­tance, the Medi­ter­ra­ne­an Sea likely expe­ri­en­ced exten­si­ve desic­ca­ti­on, accom­pa­nied by inten­se gla­cia­ti­on under low cli­ma­tic snow­li­nes in Euro­pe. The­se events led to sub­stan­ti­al chan­ges in hydro­lo­gi­cal sys­tems, with major rivers like the pro­­to-Ebro and pro­­to-Rhô­­ne car­ry­ing mini­mal melt­wa­ter during sum­mers.

Com­pa­ra­ti­ve ana­ly­sis of land­scape for­ma­ti­on pro­ces­ses in the Swiss Alps and the Scan­di­na­vi­an Cale­do­ni­des reve­als par­al­lels. Both the Alpi­ne val­leys of Switz­er­land and the Scan­di­na­vi­an fjords were initi­al­ly shaped by tec­to­nic gra­ben struc­tures. The­se struc­tures were later modi­fied by gla­ciers and ero­si­on, forming the val­leys and fjords seen today.

Ein­lei­tung
Das Skript besteht aus sechs Kapi­tel. Im ers­ten Kapi­tel wird die sedi­men­to­lo­gi­sche und paläo­kli­ma­to­lo­gi­sche Bedeu­tung der mio­zä­nen Molas­­se-Nagel­flu­hen in der Schweiz dis­ku­tiert. Im zwei­ten Kapi­tel wird die Idee erör­tert, dass wäh­rend der mio­zä­nen Molas­se­zeit Kalt­zei­ten in der Schweiz ähn­lich regel­mäs­sig auf­tra­ten wie im Eis­zeit­al­ter. Dabei wird auf Milan­­ko­­vitch-Zyklen ver­wie­sen, die dar­auf hin­wei­sen, dass sich Kühl- und Warm­zei­ten etwa alle 100‘000 Jah­re wie­der­ho­len. Das drit­te Kapi­tel befasst sich mit der alpi­nen Tal­bil­dung und deren Ent­ste­hung im Zusam­men­hang mit tek­to­nisch beding­ten Vor­prä­gun­gen im Oli­go­zän und Mio­zän und anschlies­sen­der Aus­wei­tung durch Glet­scher im Eis­zeit­al­ter. Im vier­ten Kapi­tel wird anhand von im Gelän­de beob­ach­te­ten nied­ri­gen Ero­si­ons­ra­ten in den Inner­schwei­zer Alpen die Fra­ge nach der Abtra­gungs­ra­te the­ma­ti­siert. Das fünf­te Kapi­tel legt den Fokus auf eine Euro­päi­sche Ska­la und geht auf die Aus­trock­nung des Mit­tel­meers im spä­ten Mio­zän, sowie auf eine zeit­glei­che gross­räu­mi­ge Ver­glet­scherung in Mit­tel­eu­ro­pa ein. Das letz­te, sechs­te Kapi­tel stellt in Form eines klei­nen Exkur­ses wei­ter­füh­ren­de Denk­an­stös­se bezüg­lich eines Ver­glei­ches zeit­ver­setz­ter kli­ma­geo­lo­gi­scher Pro­zes­se in den Schwei­zer Alpen und in den Skan­di­na­vi­schen Kale­do­ni­den dar.

1 Molas­­se-Nagel­flu­hen – sedi­men­to­lo­gi­sche, paläo­geo­gra­fi­sche und paläo­kli­ma­to­lo­gi­sche Inter­pre­ta­ti­on
Molas­se­ge­stei­ne bestehen typi­scher­wei­se aus Wech­sel­la­ge­run­gen zwi­schen fein­kör­ni­ge­ren Sand‑, Silt‑, Ton- und Mer­gel­schich­ten und grob­kör­ni­ge­ren Nagel­fl­uh­bän­ken. Im Hörn­lischutt­fä­cher in den Nagel­fl­uh­bän­ken der Obe­ren Süss­was­ser­mo­las­se (OSM) wer­den sol­che Abla­ge­run­gen oft auch als “Appen­zel­ler Gra­nit” bezeich­net (KÄLIN 2009) – ein geschätz­ter loka­ler Bau­stein, wel­cher aus ver­schie­de­nen litho­sta­ti­gra­phi­schen Ein­hei­ten, wie zum Bei­spiel des Mei­le­ner Kalks, der Hüllistein‑, Deger­s­heim- und der Abt­­wil-Nagel­fl­uh (BÜRGISSER 1980) besteht. Sowohl der Appen­zel­ler Gra­nit als auch die übri­gen, viel klein­räu­mi­ger ver­brei­te­ten Nagel­flu­hen im Hörn­­li-Fächer ent­hal­ten pen­ni­ni­sche und ost­al­pi­ne Geröl­le aus Ur-Mit­­tel­­bün­­den. Fla­che Geröll­kom­po­nen­ten sind chao­tisch und ohne erkenn­ba­re Aus­rich­tung abge­la­gert.

Da Mer­gel­schich­ten zwi­schen den Nagel­fl­uh­bän­ken warm­zeit­li­che Flo­ren gelie­fert haben (HANTKE et al., 1967, KYBURZ 1968, BOLLIGER & EBERHARD 1989, BOLLIGER 1992), wer­den tra­di­tio­nell auch die zwi­schen­ge­schal­te­ten Nagel­flu­hen als warm­zeit­li­che Fluss­ab­la­ge­run­gen gedeu­tet. In der Ost­schweiz wer­den Nagel­fl­uh­bän­ke in der obe­ren Süss­was­ser­mo­las­se des­halb als Abla­ge­run­gen in einem Ur-Rhein inter­pre­tiert (BÜCHI & WELTI 1950). Im glei­chen Sin­ne wur­den Nagel­fl­uh­bän­ke in der Unte­ren Süss­was­ser­mo­las­se, wie zum Bei­spiel die­je­ni­gen in der Kron­­berg-Chlos­­ter­­spitz-Molas­­se oder sol­che in der Rigi/Ros­s­­berg-Schü­t­­tung (SPECK 1953, STÜRM 1973, SCHLUNEGGER 1995) als flu­via­ti­le Sedi­men­te einer Ur-Reuss inter­pre­tiert. Doch die Feld­be­ob­ach­tun­gen der wirr abge­la­ger­ten fla­chen Geröll­kom­po­nen­ten in den Nagel­fuh­bän­ken (HANTKE 2019a, 2019b, HANTKE 1986, BÜRGISSER 1980) pas­sen im Grun­de genom­men nicht zu Fluss-Abla­­ge­run­­gen (Abbil­dung 1) – bei sol­chen soll­ten fla­che­re Geröl­le ten­den­zi­ell schräg strom­auf­wärts und dach­zie­gel­ar­tig ein­ge­re­gelt sein (SCHLUNEGGER & GAREFALAKIS 2018). Zudem wür­de die Men­ge an Geröll, die im Hörn­­li-Schutt­­­fä­cher abge­la­gert wur­de, rie­si­ge Was­ser­mas­sen erfor­dert haben, die von den dama­li­gen Gebirgs­bä­chen und ‑flüs­sen, selbst bei Hoch­was­ser, höchst­wahr­schein­lich nicht trans­por­tiert hät­ten wer­den kön­nen.

Abbil­dung 1: Unter­schied­li­che Geröll­an­ord­nun­gen in einer Nagel­fl­uh­bank als Zei­chen für Muren- oder Fluss­ab­la­ge­run­gen mit ange­ge­be­ner Fliess­rich­tung: a) wirr durch­ein­an­der lie­gen­de Geröl­le: Anzei­chen für Abla­ge­rung in einer Mure, Pfeil: Fliess­rich­tung. b) dach­zie­gel­ar­tig ein­ge­re­gel­te Geröl­le: Anzei­chen für Abla­ge­rung in einem Fluss, Pfeil: Fliess­rich­tung. Abbil­dung aus HANTKE (2019a): S.31 Abb. 36, 37, leicht modi­fi­ziert

Eine alter­na­ti­ve und plau­si­ble­re Erklä­rung für die chao­ti­sche und gross­flä­chi­ge Abla­ge­rung der Geröl­le könn­te wie folgt lau­ten: Wäh­rend aus­ge­hen­der Kühl­zei­ten bars­ten durch Glet­scher oder Lawi­nen gestau­te alpi­ne Seen (Abbil­dung 2). Ihr Inhalt von Geröll­schutt ergoss sich dabei in Form von Mur­gän­gen ins Alpen­vor­land und bil­de­te dort chao­tisch abge­la­ger­te Schwemm­fä­cher. Die Geröl­le sind nicht dach­zie­gel­ar­tig ein­ge­re­gelt, wie dies in einem Fluss­bett zu erwar­ten wäre, son­dern zei­gen ein ziem­li­ches Durch­ein­an­der in Grös­se und Lage­rung. Die leh­­mig-kal­ki­­ge Matrix hat spä­ter zur Zemen­tie­rung der Geröl­le, zu Nagel­fl­uh, geführt. Auch Quer­schnitt und Aus­deh­nung der Nagel­fl­uh­bän­ke deu­ten auf Aus­brü­che von Stau­seen mit Schüt­tung von ins Vor­land aus­ge­bro­che­nen Muren.

Abbil­dung 2: Dar­stel­lung mög­li­cher Mur­g­ang­ab­la­ge­run­gen, z. B. durch den Aus­bruch gle­t­­scher- oder berg­sturz­ge­stau­ter Seen wäh­rend Kühl­zei­ten. Abbil­dung aus HANTKE (2019a): S.100 Abb. 6, leicht modi­fi­ziert

Um die­se Hypo­the­se jedoch wei­ter zu unter­su­chen und allen­falls zu unter­mau­ern, soll­ten wei­te­re sedi­men­to­lo­gi­sche Ana­ly­sen sowie ver­glei­chen­de Stu­di­en mit aktu­el­len Schutt­fä­chern unter ver­schie­de­nen kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen durch­ge­führt wer­den. Sol­che künf­ti­gen Stu­di­en soll­ten wei­ter auch die Resul­ta­te von Stu­di­en berück­sich­ti­gen, wel­che zum Bei­spiel zei­gen, dass bei Fluss­se­di­men­ten fla­che­re Geröl­le teil­wei­se auch ohne Aus­rich­tung abge­la­gert wer­den kön­nen (z.B. DUMITRIU 2015).

Kühl­zeit­li­che Muren sind auch im nörd­li­chen Jura und im Hegau in Form von Nagel­fl­uh­bän­ken zu beob­ach­ten: Von den Voge­sen reich­ten in den oligozän–frühmiozänen und mit­tel­mio­zä­nen Kühl­zei­ten bei Aus­brü­chen glet­scher­ge­stau­ter Seen Muren, die zu Nagel­flu­hen ver­fes­tigt wor­den waren, bis in den Aargauer‑, Bas­­ler- und Solo­thur­ner Jura (HANTKE 1986) und vom Süd-Schwar­z­­wald gegen Osten bis in den Hegau, wo sich neben einer Unte­ren, eine Mitt­le­re und eine Obe­re Jura-Nagel­fl­uh ein­ge­stellt haben.

Im Zusam­men­hang mit kühl­zeit­li­chen Muren im Mio­zän sind wei­te­re endo- und exo­ge­ne Bei­spie­le aus dem Raum Mit­tel­bün­den und angren­zen­den Regio­nen zu erwäh­nen, u.a.:

  • Im ältes­ten Mio­zän stieg das Ber­gel­ler Mas­siv gegen das Ober­enga­din wei­ter empor, so dass es auch in den ost­al­pi­nen Decken zu Berg­stür­zen kam. Das Sturz­gut wur­de als Ober­morä­ne, reich an ost­al­pi­nen Geröl­len auf Eis­zun­gen über Ur-Sep­­ti­­mer und vom Ur-Ober­en­ga­­din (TRÜMPY 1977) über Ur-Julier und Ur-Albu­­la nach Mit­tel­bün­den und wei­ter talaus ver­frach­tet. Um Tie­fen­cas­tel stau­ten ihre Glet­scher­zun­gen Seen, die im Som­mer enden­der Kühl­zei­ten bars­ten, so dass sich ihr Inhalt als mäch­ti­ge Mure ins Vor­land ergoss. Jener mit viel Kris­tal­lin aus dem Ber­­ni­­na-Err-Gebiet wur­de in den Höhro­­nen-Ket­­ten zur früh-mio­­zä­­nen, extrem bun­ten Nagel­fl­uh ver­fes­tigt (KLEIBER 1937).
  • Die nahe­zu par­al­le­len, Süd-Nord-ori­en­­tier­­ten Bünd­ner Täler Tie­­fen­­cas­­tel-Len­­zer­hei­­de-Chur und – wei­ter west­lich – Thu­­sis-Rei­chen­au und das Dom­leschg zeu­gen von bedeu­ten­den Scher­stö­run­gen. An den Tal­rän­dern bil­de­ten sich Fels­bu­ckel (WYSS, JÄCKLI, BURLA & STREIFF 2017). Im Osten Scha­rans, Cano­va, Dusch und Orten­stein, im Wes­ten Cres­ta, Ratütsch und Real­ta, als Paläo-Run­d­hö­­cker eines enden­den Albu­la/Hin­­ter­rhein-Gle­t­­schers. Die­ser dürf­te an der Oli­­go­­zän/­­Mio­­zän-Gren­­ze im Schams noch einen Scham­­ser-Via­­ma­­la-See, im frü­hen Mio­zän im mitt­le­ren Dom­leschg und im jün­ge­ren Mit­tel­mio­zän im unters­ten Dom­leschg, auf einem noch höhe­ren Niveau gestirnt haben. Dies, weil die hel­ve­ti­schen Decken damals noch nicht aus­ge­schert waren und das Aar­mas­siv noch nicht hoch­ge­staut war.
  • Der noch nicht durch Berg­stür­ze von der Ur-Len­­zer­horn-Par­­pa­­ner Rot­horn-Ket­­te über eine höhe­re Ur-Len­­zer­hei­­de geflos­se­ne Albu­­la-Gle­t­­scher dürf­te in den mit­tel­mio­zä­nen Kühl­pha­sen rhein­auf­wärts um Ur-Rei­chen­au geen­det und einen See gestaut haben. Die­ser brach in Som­mern enden­der Kühl­zei­ten aus, so dass sich Muren ins Vor­land ergos­sen. Dort wur­den die­se zu den Nagel­flu­hen des Hörn­­li-Fächers ver­ba­cken. Der alpen­rhein-abwärts geflos­se­ne Arm des Albu­­la-Gle­t­­schers mag unter­halb von Unter Says gestirnt haben. Pfän­­der- und Ade­­legg-Schutt­­­fä­cher wur­den von aus­ge­bro­che­nen Vor­arl­ber­ger Gle­t­­scher-Stau­­seen als Muren ver­frach­tet und zu Pfän­­der- und Ade­­legg-Nagel­flu­hen ver­fes­tigt.

2 Im Eis­zeit­al­ter folg­ten sich Kalt­zei­ten alle 100‘000 Jah­re – galt die­ses Kal­t­­zeit-Mus­­ter schon wäh­rend der Molas­se­zeit?
Schon der Mathe­ma­ti­ker und Geo­wis­sen­schaft­ler Milutin MILANKOVITCH (1941) erkann­te, dass sich im Eis­zeit­al­ter Kalt­zei­ten als Fol­ge von peri­odi­schen Zyklen (sog. Milan­­ko­­vitch-Zyklen) in den orbi­ta­len Para­me­tern alle 100’000 Jah­re wie­der­holt hat­ten. Neue­re Stu­di­en ver­mu­ten, dass das von MILANKOVITCH erkann­te Wie­der­ho­len von Kalt­zei­ten alle 100‘000 Jah­re nicht erst im Eis­zeit­al­ter, son­dern schon weit frü­her statt­ge­fun­den haben dürf­te (vgl. z.B. OLSEN 2009, PLATT & MATTER 2023). Die­se Hypo­the­se ist auch kon­sis­tent mit der Beob­ach­tung, dass im zen­tra­len Hörn­­li-Fächer etwa 25 mit­tel­mio­zä­ne Nagel­fl­uh­bän­ke über einen Zeit­raum von rund 2.5 Mil­lio­nen Jah­ren abge­la­gert wur­den (HANTKE, 2019c. HANTKE & WINTERBERG (2021b)). Zusam­men mit der Deu­tung, dass die Nagel­fl­uh­bän­ke kal­te und die Mer­gel­schich­ten war­me Zei­ten reprä­sen­tie­ren, scheint es des­halb plau­si­bel, dass durch zykli­sche orbi­ta­le Schwan­kun­gen ver­ur­sach­te Wech­sel von Kalt- und Warm­zei­ten nicht erst im Eis­zeit­al­ter, son­dern bereits wäh­rend der Molas­se­zeit regel­mäs­sig auf­tra­ten. Dabei wären – neben den Warm­zei­ten mit wär­me­lie­ben­den Bäu­men – auch die Kalt­zei­ten, je nach geo­gra­fi­scher Aus­deh­nung der Nagel­flu­hen weni­ger kalt, nur etwas ver­schie­den küh­le Kühl­zei­ten gewe­sen. Eben­so dürf­ten sich schon in der Unte­ren Süss­was­ser­mo­las­se ähn­lich vie­le Kühl/­­War­m­­zeit-Zyklen ereig­net haben.

Kli­ma­wan­del wie sie heu­te in aller Mun­de sind, fan­den in der Erd­ge­schich­te wie­der­holt statt; doch erfolg­ten sie wohl noch nie so rasch und pro­gres­siv wie seit dem Beginn des indus­tri­el­len Zeit­al­ters. Mit den heu­te damit fest­ge­stell­ten Fol­gen las­sen sich ihre Lang­zeit­aus­wir­kun­gen noch nicht klar erken­nen. Doch das Aus­lö­schen von Pflan­zen – vor allem wär­me­lie­ben­der Bäu­me – und von Tie­ren im Lau­fe der Erd­ge­schich­te erfolg­te meist mit dem Ein­set­zen deut­lich tie­fe­rer Tem­pe­ra­tu­ren, und hing von kos­mi­schen und irdi­schen Ereig­nis­sen bzw. dem dar­aus sich erge­ben­den Paläo­kli­ma ab.

3 Tal­bil­dung durch Fliess­ge­wäs­ser und Glet­scher folg­te tek­to­ni­scher Vor­zeich­nung
Wäh­rend PENCK & BRÜCKNER (1901–09) bei der Tal­bil­dung an eine mäch­ti­ge ero­si­ve Aus­räu­mung durch Glet­scher glaub­ten, sah HEIM (1919) mit sei­nem Dok­to­ran­den GOGARTEN (1910) die Täler durch Flüs­se ent­stan­den. Dass bei­den eine gewis­se Bedeu­tung zukommt, ist offen­kun­dig. Doch bei Fliess­ge­wäs­sern wie auch bei Glet­schern, bedarf es einer vor­an­ge­hen­den Ursa­che, wie zum Bei­spiel tek­to­ni­scher Vor­prä­gun­gen durch Ver­sche­run­gen des Unter­grun­des. In die­sem Sin­ne erfolg­te erst danach die mecha­ni­sche Ero­si­on durch Was­ser und Eis. Ein Glei­ten von über­lie­gen­den Gesteins­fol­gen und ein Aus­ein­an­der­pres­sen ver­scher­ter Abfol­gen durch die Glet­scher wür­de erklä­ren, dass Tal­bil­dun­gen auch im stei­len Decken­be­reich mit Mer­gel­ab­fol­gen vor­kom­men kön­nen. Unzäh­li­ge Seen und Täler in der Schweiz mögen sich durch eine tek­to­ni­sche Vor­prä­gung mit nach­fol­gen­den Ero­si­ons­pro­zes­sen durch Glet­scher erklä­ren. So sind u.a. sowohl die Bil­dung des Bri­enz­er­sees, zwi­schen Jura-Decken­ker­­nen von Faul­horn-Schwar­z­horn und ihren Krei­de­stir­nen im Bri­en­zer­grat, als auch die Ent­ste­hung des Klön­ta­ler­sees, zwi­schen den älte­ren Krei­­de-Abfol­­gen im Glär­nisch und der Krei­­de/­­Pa­läo­­gen-Stirn in der Ket­te Dejen­s­togg-Chäm­m­­le­­te-Sam­­me­t­­bo­­den, tek­to­nisch bedingt, eben­so die Exis­tenz des Walen­sees (HANTKE & WINTERBERG 2021a). Die­ser geht auf ein Auf­bre­chen mäch­ti­ger Gewöl­be in der süd­li­chen Mür­t­­schen- und der lie­gen­den Glar­ner Decke zurück, was die Struk­tu­ren im Ver­ru­ca­no am See­ufer west­lich von Murg bele­gen (RYF 1965). Die in der nörd­lichs­ten Linth-Hoch­­­zo­­ne, am Walen­­see-Wes­­t­en­­de, sich wei­ten­de Öff­nung ent­stand eben­falls in den letz­ten oro­ge­nen Pha­sen der hel­ve­ti­schen Kalk­al­pen. Durch die­se flos­sen im jüngs­ten Mio­zän der Walen­­see-Arm des Ur-Rhein- und der Ur-Linth-Gle­t­­scher. Die bei­den hat­ten die Tal­struk­tu­ren stär­ker aus­ein­an­der gedrängt. Die gla­zia­le Ero­si­on hielt sich in die­ser Linth-Hoch­­­zo­­ne in engen Gren­zen.

4 Tie­fe Abtra­gungs­ra­ten Erra­ti­ker auf Kalk­sche­meln
Wäh­rend frü­her dem phy­si­schen Abtrag ein hoher Stel­len­wert zuge­spro­chen wur­de, hat die­ser auf­grund neue­rer Mes­sun­gen und Kor­rek­tu­ren mas­siv an Bedeu­tung ein­ge­büsst (HANTKE 1982, 1991, AMMANN 1988, HANTKE 2003). Selbst in Gebie­ten mit vie­len ero­si­ons­an­fäl­li­gen Gestei­nen haben neue­re Mes­sun­gen den Abtrag deut­lich nach unten kor­ri­giert (HANTKE 2003). So haben zum Bei­spiel Ero­­si­ons- und Abla­ge­rungs­ana­ly­sen von AMMANN (1988) im Ein­zugs­ge­biet des Sihl­sees mitt­le­re phy­si­sche Abtra­gungs­wer­te von 0.2 mm/Jahr erge­ben. Die­se tie­fen Wer­te lie­gen deut­lich unter­halb der Annah­men vie­ler Autorin­nen und Autoren.

Unter­des­sen kann anhand kon­kre­ter Bei­spie­le gezeigt wer­den, dass nicht nur der phy­si­sche Abtrag, son­dern auch der che­mi­sche Abtrag der Alpen über lan­ge Zeit­räu­me hin­weg bemer­kens­wert lang­sam ver­lief. So wur­den bei­spiels­wei­se gerin­ge che­mi­sche Abtra­gungs­ra­ten aus ver­schie­de­nen geo­lo­gi­schen Unter­su­chun­gen in der Inner­schweiz im Kan­ton Schwyz abge­lei­tet. Ein Bei­spiel ist die Ana­ly­se von Kalk­ti­schen in den Schä­chen­ta­ler Ber­gen, die bereits von BRÜCKNER (1956) unter­sucht wur­den. Im Sil­­ber­en-Twä­­re­nen-Gebiet im Kan­ton Schwyz lie­gen Erra­ti­ker (Abbil­dung 3) des spä­tes­ten letz­ten Spät­gla­zi­als (vor ca. 10–12’000 Jah­ren) auf 10–12 cm hohen Kalk­sche­meln (HANTKE, 1987, HANTKE & WINTERBERG 2021a). Ähn­li­che Phä­no­me­ne beob­ach­tet man auf der Rau­ti­alp im Kan­ton Gla­rus, wo etwa 15’000 Jah­re alte Find­lin­ge auf 15 cm hohen Kalk­sche­meln ruhen. Aus die­sen Beob­ach­tun­gen und den Über­le­gun­gen, dass unter dem Erra­ti­ker seit des­sen Platz­nah­me die Ober­flä­che vor der Kar­bo­nat­lö­sung durch Regen und Schnee­schmelz­was­ser bewahrt blieb und ein Kalk­sche­mel ent­stand, ergibt sich eine durch­schnitt­li­che Kar­bo­nat­lö­sung von nur 1 cm pro 1000 Jah­re – ein Wert, der die hohe Wider­stands­fä­hig­keit der Gestei­ne gegen Ver­wit­te­rung ein­drucks­voll belegt.

Abbil­dung 3: Erra­ti­ker des spä­tes­ten letz­ten Spät­gla­zi­als (vor ca 10–12’000 Jah­ren) auf 10–12 cm hohen Kalk­sche­meln auf dem Hoch­pla­teau Twä­renen, das west­lich des Gip­fels der Sil­ber­en im Kan­ton Schwyz liegt. Abbil­dung aus HANTKE & WINTERBERG (2021a): S. 114 Abb.16

Die­se Bei­spie­le zei­gen, dass das Pro­blem “Abtrag” hier­zu­lan­de neu anzu­ge­hen ist, um beim “Feh­len” gan­zer Decken­tei­le und bei der Tal­bil­dung nicht wei­ter­hin bedeu­ten­de Inter­pre­ta­ti­ons­feh­ler zu bege­hen. Oft sind die feh­len­den Par­tien beim Vor­glei­ten durch höhe­re Decken auf Mer­geln abge­schert und an den Alpen­rand ver­frach­tet wor­den. Bei der Tal­bil­dung sind vor­ge­ge­be­ne Scher­stö­run­gen im Unter­grund ver­ant­wort­lich, aber wegen der oft vie­len klei­nen Ver­stel­lun­gen und der Ver­wit­te­rung in den Scher­be­rei­chen viel­fach schwer zu erken­nen (HANTKE 1961, 2019a, b, HANTKE & WINTERBERG 2021a). Wei­ter sind die­se tie­fen Ero­si­ons­wer­te kon­sis­tent mit der Hypo­the­se, dass die Geo­mor­pho­lo­gie in ers­ter Linie durch tek­to­ni­sche Pro­zes­se vor­ge­ge­ben waren und nicht durch gle­t­­scher- und was­ser­ero­si­ve Pro­zes­se.

5 Im spä­ten Mio­zän trock­ne­te das Mit­tel­meer aus und gleich­zei­ti­ge fand eine rie­si­ge Ver­glet­scherung in Mit­tel­eu­ro­pa statt
Aus Boh­run­gen im Mit­tel­meer auf dem For­schungs­schiff Glo­mar Chal­len­ger ergab sich im jüngs­ten Mio­zän, im Mes­si­ni­en, vor 7.25–5.33 Mil­lio­nen Jah­ren, bis in rund 3000 m Tie­fe eine – min­des­tens zeit­wei­se – weit­ge­hen­de Tro­cken­le­gung des Mit­tel­mee­res mit Salz- und Gips­seen sowie Anhy­­drit-Bil­­dun­­gen (KRIJGSMAN et al. 2024, HSÜ 1976, 1982, 1984), lokal gesäumt von rela­tiv war­men Wüs­ten. Der um 200 m abge­sun­ke­ne Atlan­tik­spie­gel hat­te nicht nur das Ein­drin­gen von Was­ser durch die Stras­se von Gibral­tar gewal­tig redu­ziert, die gerin­ge­re Was­ser­men­ge im Mit­tel­meer und damit im Welt­meer muss­te als Eis auf den Kon­ti­nen­ten lie­gen: Es muss zu Kalt­zei­ten gekom­men sein mit einer oder gar meh­re­ren gros­sen Ver­glet­scherun­gen (Abbil­dung 4), für die es eini­ge kon­kre­te Hin­wei­se gibt (HANTKE 1986, 2019, HANTKE & WINTERBERG 2021a, b). Im Fol­gen­den wer­den im Zusam­men­hang mit einer gross­räu­mi­gen euro­päi­schen Ver­glet­scherung eini­ge Pro­zes­se und Bei­spie­le erwähnt und Über­le­gun­gen dazu skiz­ziert:

  • Die Mit­tel­ge­bir­ge zwi­schen dem Nor­di­schem Ver­ei­sungs­ge­biet und den Alpen waren vor allem auf ihrer Nord- bis Ost­sei­te kräf­tig ver­eist. Die­se Ver­ei­sung war wohl noch etwas stär­ker als im Eis­zeit­al­ter, was sich in der Nord­schweiz sowie den ost­fran­zö­si­schen und süd­deut­schen Rand­ge­bie­ten gezeigt hat (HANTKE 1973, 1986, 2011, 2019b, HANTKE & WINTERBERG 2021b).
  • Als Fol­ge der euro­päi­schen Ver­glet­scherung muss­ten gros­se Zuflüs­se, bei­spiels­wei­se Ur-Ebro, Ur-Rho­­ne, Ur-Po und Ur-Etsch, zum Mit­tel­meer (selbst im Som­mer) zu beschei­de­nen Schmelz­was­ser­läu­fen gewor­den sein, eben­so jene von Ur-Donau, Ur-Dnjes­tr, Ur-Dnjepr und Ur-Don. Folg­lich dürf­te nicht nur das Mit­tel­meer aus­ge­trock­net sein, son­dern auch das Schwar­ze Meer einen tie­fe­ren Spie­gel auf­ge­wie­sen haben und ein Zufluss durch Ur-Bos­­po­rus-Mar­­ma­ra-Meer-Dar­­da­­nel­­len ins öst­li­che Mit­tel­meer wäre unter­blie­ben gewe­sen. Selbst der ein­zi­ge, grös­se­re Was­ser­mas­sen lie­fern­de Ur-Nil dürf­te bei Wei­tem nicht zu einer Kom­pen­sa­ti­on des feh­len­den Was­sers aus­ge­reicht haben.
  • Zwi­schen Harz- und Nor­di­schem Ver­ei­sungs­are­al ist das gegen Süden immer spär­li­cher wer­den­de Nor­di­sche Geschie­be vom gegen Nor­den und Nord­wes­ten abflies­sen­den Harz-Eis – da dort grös­se­re, über­ra­gen­de Fels­area­le feh­len – und die­ses infol­ge der fla­chen Gip­­fel-Ober­flä­che, nur beschei­den Erra­ti­ker führ­te – gestoppt wor­den. Obwohl tie­fe, aus­ge­wei­te­te Täler, ent­lang von Ost-West ver­lau­fen­den tek­to­ni­schen Stö­run­gen die frü­he­re Prä­senz von mäch­ti­gem Harz-Eis (Oker- und Lei­­ne-Gle­t­­scher) in Kühl- und Kalt­zei­ten zei­gen, kann die nörd­li­che Her­kunft eines mäch­ti­gen Kris­­tal­­lin-Erra­­ti­kers auf dem Bro­cken, dem höchs­ten Punkt des Harz­ge­bir­ges, nicht allei­ne mit die­ser Nor­di­schen Ver­ei­sung erklärt wer­den.
  • Eine Reduk­ti­on des Zustroms durch die Stras­se von Gibral­tar mag auch durch eine tek­to­ni­sche Ver­schie­bung der afri­ka­ni­schen Plat­te unter die euro­päi­sche mit einer +/- hori­zon­ta­len Kom­po­nen­te bei der Schlies­sung und dann einer +/- ver­ti­ka­len bei der Wie­der­öff­nung in der nächs­ten Warm­zeit her­vor­ge­ru­fen wor­den sein, wie zum Bei­spiel in KRIJGSMAN et al. (2024) dis­ku­tiert. Doch auch eine Ver­la­ge­rung des dem Welt­meer feh­len­den Was­sers in gros­se Seen – z.B. ein rie­si­ger Tschad­see oder tie­fe­re und grös­se­re Seen in Nord­ame­ri­ka – ver­moch­te das im Mit­tel­meer feh­len­de Was­ser nicht aus­zu­glei­chen.

Abbil­dung 4: Aus­deh­nung der mit­tel­eu­ro­päi­schen Ver­glet­scherung wäh­rend des spä­ten Mio­zäns (Mass­stab 1: 8’000’000). Die Land­schaft in Mit­tel­eu­ro­pa wur­de im spä­ten Mio­zän durch unzäh­li­ge Eis­rän­der geprägt, u.a.:

  • im Nor­den von der Nor­di­schen Ver­ei­sung (N), wel­che durch das Harz­ge­bir­ge (H) im Süden gestaut wur­de.
  • in Mit­tel­eu­ro­pa von mit Eis bedeck­ten Mit­tel­ge­bir­gen. Die­se sind als sepa­ra­te, hell­blau umran­de­te Gebie­te inner­halb des hell­brau­nen grasbe­wach­se­nen Ödlands dar­ge­stellt: Rot­haar-Gebir­­ge (RG), Wes­ter­wald (W), Rhön ®, Thü­rin­ger Wald (TW), Erz­ge­bir­ge (EG), Fich­tel­ge­bir­ge (F), Böh­mer­wald (Bö), Baye­ri­scher Wald (B), Schwä­bi­sche Alb (SA), Frän­ki­sche Alb (FA), Hohes Venn (HV), Eifel (E), Huns­rück (Hu), Tau­nus (T) und Voge­sen (V).
  • im Süden durch die alpi­ne Ver­glet­scherung (A), an deren Nord­rand das Schwarz­wald ‑Eis (S) mit dem bis an die Ur-Donau rei­chen­den Ur-Rhein-Eis der alpi­nen Ver­ei­sungs­ge­bie­te hing.

Auch in der Schweiz ist die­se jüngst-mio­­zä­­ne Kalt­zeit zu erken­nen. So scheint in der Nord­west­schweiz die mar­kan­te spät­mio­zä­ne Kalt­zeit in der Wan­­der­­block-For­­ma­­ti­on (GUTZWILLER 1895, 1910, BUXTORF & KOCH 1920) auf dem Voge­sen­hof der Chas­tel­hö­he, west­lich von Him­mel­ried SO beob­acht­bar zu sein. Dort wur­den – neben weni­gen Schwar­z­­wald-Kris­­tal­­lin­­b­lö­­cken – vor allem zahl­rei­che Bun­t­­sand­s­ein-Geschie­­be aus dem Schwarz­wald abge­la­gert und klei­ne­re als Natur­denk­mal der Wan­­der­­block-For­­ma­­ti­on in einer Beton­wan­ne zusam­men­ge­tra­gen. Schon 1972 (HANTKE 1973, 1978 / Fig. 129, 130) wur­den dort beim Bau einer Scheu­ne meh­re­re gros­se Bun­t­­san­d­stein-Geschie­­be – das gröss­te mass 111 cm – der Wan­der­blö­cke frei­ge­legt und als eis­ver­frach­tet, in rot­ge­färb­ter Matrix, als ver­wit­ter­te Morä­ne eines frü­hen süd­li­chen Schwar­z­­wald-Gle­t­­schers gedeu­tet. Ob die von ORTLAM 2010 unter­such­ten, 156 Blö­cke (HANTKE 2011) alle aus der Mul­de um Baden-Baden stam­men und zusam­men mit Eis der Nor­di­schen Ver­ei­sung so weit nach Süden ver­frach­tet wor­den waren, ist aller­dings frag­lich. Bis 50 cm gros­se Wan­der­blö­cke, Geschie­be von Bunt­sand­stein und ver­ein­zelt Muschel­kalk aus dem Süd-Schwar­z­­wald lie­gen süd­lich des Rheins auf den Tier­stein­berg BL und den Chais­ten­berg AG (HAUBER 1960). Damit dürf­ten die hel­ve­ti­schen Glet­scher damals, wegen des noch nicht voll hoch­ge­fah­re­nen Aar­mas­sivs, wohl nur etwa bis Koblenz-Wald­s­hut gereicht haben. Die noch von SUTER (1939) als “Morä­nen der gröss­ten Ver­glet­scherung” – bei SUTER noch Riss – spä­ter, in HANTKE et al. (1967), als “Tie­fe­re Decken­schot­ter” kar­tier­ten Deck­schich­ten auf dem Aar­berg west­lich und auf dem SE des Müh­le­berg nord­west­lich von Walds­hut sind allen­falls Mit­tel­mo­rä­nen zwi­schen Schwar­z­­wald- und hel­ve­ti­schem Glet­scher der spät­mio­zä­nen Kalt­zeit. Das Hoch­rhein­tal war noch nicht ein­ge­bro­chen unter der Last des hel­ve­ti­schen Glet­schers. Dies geschah wohl erst als die­ser im Eis­zeit­al­ter bis gegen Möh­lin vor­stiess.

In ande­ren Stu­di­en (z.B. KEMNA et al. 2003) wird die Gene­se der Wan­­der­­block-For­­ma­­ti­on aller­dings anders inter­pre­tiert: So pos­tu­lie­ren KEMNA et al. (2003) basie­rend auf sedi­men­to­lo­gi­schen Unter­su­chun­gen sowie auf Schwer­­mi­­ne­ral- und Ton­mi­ne­ra­lo­gie­ana­ly­sen, dass die Wan­der­block­for­ma­ti­on eine Fol­ge von warm­zeit­li­cher Ver­wit­te­rung und Ero­si­on sei und dass sie nicht durch gla­zia­le Trans­por­te wäh­rend Kühl­zei­ten ent­stan­den sei. Die­se nicht-über­­ein­­stim­­men­­den Inter­pre­ta­tio­nen erfor­dern wei­te­re sedi­men­to­lo­gi­sche, geo­che­mi­sche und palä­on­to­lo­gi­sche Unter­su­chun­gen zur Ent­ste­hungs­ge­schich­te die­ser For­ma­ti­on. Zum Bei­spiel könn­ten kosmo­ge­ne Iso­to­pen­stu­di­en klä­ren, wann und wie schnell Sedi­men­te ver­wit­ter­ten und ero­dier­ten, und ob die­se Pro­zes­se durch gla­zia­le Akti­vi­tä­ten beein­flusst wur­den (vgl. z.B. IVY-OCHS et al. 2008).

6 ExkursWei­ter­füh­ren­de Denk­an­stös­se und offe­ne Fra­gen
Ver­glei­che zeit­ver­setz­ter (klima-)geologischer Pro­zes­se in den Alpen (Schweiz) und in den Kale­do­ni­den (Skan­di­na­vi­en) regen zu Denk­an­stös­sen und offe­nen Fra­gen an:

Bei­spiels­wei­se wei­sen Ver­glei­che der Tal­bil­dun­gen in der Schweiz mit der Fjord­ent­ste­hung in Skan­di­na­vi­en mög­li­cher­wei­se auf inter­es­san­te Par­al­le­len hin: Ähn­lich wie Täler in den Alpen dürf­ten auch die Fjor­de in den skan­di­na­vi­schen Kale­do­ni­den durch tek­to­ni­sche Pro­zes­se vor­ge­prägt gewe­sen sein (vgl. Kapi­tel 3). Im Rah­men der kale­do­ni­schen Oro­ge­ne­se dürf­ten sich wäh­rend des Paläo­zoi­kums gegen den Atlan­tik hin tek­to­nisch beding­te, tie­fe Grä­ben ent­wi­ckelt haben. Über die Erd­zeit­al­ter hin­weg, vom Paläo­zoi­kum über das Meso­zoi­kum und Ter­ti­är bis ins Eis­zeit­al­ter, dürf­ten Skan­di­na­vi­sche Glet­scher dabei bis in den rand­lich ver­füll­ten Bereich des Atlan­tiks, ans Ende der zur Ost­see ent­wäs­sern­den lan­gen, schma­len tek­to­nisch beding­ter Grä­ben und Seen vor­ge­rückt sein (vgl. NESJE 2009, PEDERSEN et al. 2019). Durch glet­scher­be­ding­te Aus­for­mun­gen und Aus­räu­mun­gen der tek­to­nisch ange­leg­ten Grä­ben wären so in Kalt­zei­ten die skan­di­na­vi­schen Fjor­de gebil­det wor­den. Es bleibt offen, wie inten­siv sol­che Kalt­zei­ten waren und wie oft sich an den Fjord­wän­den plat­ti­ge Fels­par­tien gelöst haben, ähn­lich den aktu­el­len Beob­ach­tun­gen von Fels­ab­brü­chen im Gei­ran­ger Fjord.

Eine wei­te­re Fra­ge bleibt, ob und inwie­weit sich die in den hie­si­gen Süss­was­ser­mo­las­sen sicht­ba­ren Kühl­zei­ten – wie in Kapi­tel 2 beschrie­ben — auf die geo­mor­pho­lo­gi­sche Ent­wick­lung Skan­di­na­vi­ens aus­wirk­ten.

Die Beant­wor­tung die­ser Fra­gen und Gedan­ken könn­te nicht nur neue Erkennt­nis­se über die geo­lo­gi­sche und paläo­kli­ma­to­lo­gi­sche Geschich­te der Kale­do­ni­den lie­fern, son­dern auch wert­vol­le Par­al­le­len zu ande­ren Gebir­gen wie den Alpen auf­zei­gen.

Dank
Prof. Dr. René Hant­ke, selig, post­hum, sei­ne Ehe­frau Ber­ta, sein Sohn Ste­fan und die Redak­to­ren bedan­ken sich herz­lich bei den lang­jäh­ri­gen Weg­ge­fähr­ten von René Hant­ke Fred Stauf­fer, Hutt­wil BE, für sei­ne IT-spe­­zi­­fi­­sche Unter­stüt­zung bei der Erstel­lung wis­sen­schaft­li­cher Manu­skrip­te sowie Heinz Win­ter­berg, Stu­den SZ, für sei­ne Fahr­diens­te und Tätig­keit als Foto­graf.

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